Rick Rubin, einer der einflussreichsten Musikproduzenten aller Zeiten, sagt: Wahre Kunst entsteht nicht, um einem Publikum zu gefallen. Das wäre Kommerz. Künstler machen Kunst in erster Linie für sich selbst. Damit ist Kunst vergleichbar mit Tagebucheinträgen.


Als Ausgleich für die viele und harte Arbeit auf einer Dienstreise habe ich Selbstportraits fotografiert. In weiser Voraussicht hatte ich meine Kamera und ein Stativ mitgenommen. Um ein Ventil vor Ort zu haben. Um eine Alternative zum Daddeln am Handy zu haben. Um kreativ zu werden und dabei abzuschalten.



Fast jeden Tag habe ich eine andere Ecke des Hotelzimmers erobert und meine aktuelle Stimmung eingefangen. Hier zeige ich dir die entstandenen Tagebucheinträge.


Hinweis für die Transparenz: Manche Bilder sind am Tag vorher oder am Tag darauf entstanden. Die Texte habe ich im Nachhinein geschrieben, als ich wieder zu Hause war. Ich habe mein Bestes gegeben, mein Gefühl von dem Tag zu rekonstruieren.

Dienstag, 16.01.2024

Liebes Tagebuch,


seit Sonntag bin auf Dienstreise in Holland. In einer Käserei überwachen wir Reinigungen von den Anlagen. Die Arbeitstage sind lang und kalt. Wir arbeiten bei 10°C.


Heute haben wir eine 2,5-Stündige Pause zwischendurch und mein Rücken schreit nach Bewegung und Geschmeidigkeit. Das Hotelzimmer bietet nicht genug Raum für Ropeflow. Beim Daddeln habe ich zufällig ein tolles Lied entdeckt und es hat mich zum Tanzen inspiriert. Wow! Was für tolle Bewegungen damit möglich waren. So weiblich. Habe meinen Rücken, meine Hüfte, Schultern und alles in alle Richtungen drehen können und dabei den Song gefühlt.


Habe das letzte Tageslicht genutzt, um diesen Moment im Selbstportrait einzufangen, bevor es wieder zurück zur Käserei ging.

Mittwoch, 17.01.2024

Liebes Tagebuch,


heute haben wir nur 10 Stunden gearbeitet. Nach der Arbeit habe ich mich in der heißen Badewanne aufgewärmt und mich in mein einziges Kleid geschmissen. Ich wollte Abwechslung!

Tagsüber trage ich jeden Tag dieselben warmen Klamotten. Und fast dieselbe Frisur, immer zusammengeflochten unter dem Haarnetz. Schmuck ist nicht erlaubt – hab alles zu Hause gelassen, um es nicht zu verlieren. Für Schminken ist morgens keine Zeit. Und es wäre auch zu unpraktisch.


Nach dem Abendessen habe ich die Möbel herumgeschoben und mir eine Ecke für Selbstportraits eingerichtet. Erstaunlich wie sehr das Outfit das Körpergefühl beeinflusst.



Donnerstag, 18.01.2024

Liebes Tagebuch,


ich sorge für mich. Ich lasse kein Frühstück aus, auch wenn ich die erste beim Frühstück bin, wenn die Putzfrauen noch ihre Runden drehen. Das Mittagessen gibt es meist spät, aber immerhin. Zu Abend gibt es immer gutes Essen im Hotel oder auswärts. Die Mengen passe ich an die Uhrzeit an. Wenn es spät ist, nicht zu schwer, damit ich schlafen kann. Kein Alkohol, wenig Süßkram, viel trinken.

Die wenige freie Zeit wird zum Abschalten genutzt: Spaziergänge durch Wald, Dorf oder Stadt. Manchmal sogar bei Tageslicht. Tanzen, heiß Baden, kreative Zeit mit der Kamera und abends Lesen, damit ich nicht zu viel am Handy bin.


Nur so habe ich genug Energie für den nächsten Tag. Es sind noch ein paar.


Freitag, 19.01.2024

Hanging in there!

Liebes Tagebuch,


ich bin müde. Ich will nach Hause! Kein Bock auf die Käserei, kein Bock auf die-ganze-Zeit-Englisch-quatschen, kein Bock auf die Kälte. Ich will nach Hause!!!

Samstag, 20.01.2024

Liebes Tagebuch,


ich drehe langsam durch. Ich kann nicht mehr klar denken.

Gestern habe ich mein Handy verloren. Nachdem ich zwei Mal meinen Rucksack, meine Jacke, das Auto und den Pausenraum durchsucht habe, war ich der festen Überzeugung, ich hätte es beim Frühstück im Hotel liegen lassen. Dort hatte mich meine Tochter angerufen, um mir zu erzählen, dass sie sich fürchterlich mit Papa gestritten hat und dann gegen eine Tür gelaufen ist.


Hab meinen Mann per E-Mail gebeten, das Handy zu orten. Wollte wissen, ob es im Hotel oder in der Käserei war. Ergebnis: Käserei. Also nochmal den Rucksack, den Mantel, den Pausenraum, das Klo, das Auto durchsucht. Im Auto habe ich eine Socke unter dem Sitz gefunden, die nicht mir gehörte. Langsam wurde ich panisch und dachte, es könnte vielleicht doch geklaut worden sein. Also verzweifelt nochmal den Rucksack ausgepackt.


Und tadaaaaa! Hab’s gefunden!


Heute haben wir auf dem Weg vom Auto zur Käserei ein Handy auf der Straße gefunden. Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die langsam durchdreht.

Sonntag, 21.01.2024

Liebes Tagebuch,


heute war ein guter Tag! Ausgeschlafen, gefrühstückt, 2 Stunden gearbeitet und den Rest des Tages genossen.


Eine Freundin hat mich besucht. Wir waren in Breda. Haben über Karnevals-Feierwütige gestaunt, Klamotten geshoppt, Cappuccino getrunken, die Stadt erkundet und lecker gegessen. Eine sehr willkommene Abwechslung! Jetzt fühle ich mich stark, den letzten Tag auch noch zu rocken.

Bin stolz, wie ich die bisherigen Herausforderungen gemeistert habe und wie gut meine Planung und Organisation geklappt hat.


Montag, 22.01.2024

Liebes Tagebuch,


es ist vollbracht! Ich bin einfach nur erleichtert!


Freue mich auf einen entspannten Abend, mit frühem Abendessen, einem Drink, Ausschlafen und einen langsamen Morgen.


Und dann geht’s endlich nach Hause.


Diese Dienstreise war fordernd und anstrengend. Es war eine der besten Entscheidungen die Kamera mitzunehmen und künstlerisch tätig zu werden.


Und warum zeige ich dir das alles? Ja DIR, die oder der bis hier drangeblieben ist. Ich will dir einen Einblick in meine Arbeitsweise geben. Vielleicht kannst du dir jetzt besser vorstellen, wie ich meine Gefühle und Stimmungen visualisiere.


Wenn du auch Lust hast, deine eigenen Gefühle in Portraits einfangen zu lassen, ist der erste Schritt in den Galerien Minimal Portrait und Deep Portrait zu stöbern. Ganz egal, ob du dann eine konkrete Idee hast oder offen für eine Entdeckungsreise zu dir selbst bist. Im Gespräch fühle ich mich in deine Welt hinein und wir erschaffen gemeinsam und intuitiv deinen eigenen Tagebucheintrag.


Willst du mich an deinen Gedanken zu diesem Beitrag teilhaben lassen? Was macht er mit dir?